„Izetta, die letzte Hexe“-Review – Blu-ray Volume 1 von Kazé

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„Izetta, die letzte Hexe“-Review – Blu-ray Volume 1 von Kazé

posted on by conaly
Animes, die zu Zeiten der großen Kriege spielen, gibt es so einige. Einer dieser Genrevertreter ist „Izetta, die letzte Hexe“, welcher vor vier Jahren im Simulcast angelaufen und vor kurzem erstmals hierzulande auf DVD und Blu-ray erschienen ist.

Vorwort und Aufmachung:

Ich habe den Anime schon 2016 im Simulcast geguckt und war damals schon recht angetan von der Serie, sodass ich mir sogar eine Izetta-Figur in die Vitrine gestellt habe (dass ich ein gewisses Faible für rothaarige Mädels habe, hat damit übrigens überhaupt niiiiichts zu tun :P). Ich war also recht erfreut, als Kazé angekündigt hat, den Anime nun auch auf Blu-ray und DVD zu bringen. Am 21. September war es dann soweit: Das erste Volume der Serie erschien hierzulande mit deutscher Vertonung im Einzel- und Versandhandel.

Für eine Rezension erhielt ich die Blu-ray-Fassung von Volume 1, welche die ersten sechs Episoden der Serie enthält. Die typische BD-Amaray-Hülle steckt in einem hübschen Pappschuber mit einem schönen Izetta-Original-Artwork und den Infos zum Inhalt auf der Rückseite. Die Hülle selbst enthält ein Wendecover, mit zwei verschiedenen Artworks für Vorder- und Rückseite. Als Bonus liegt ein 56-seitges Booklet bei, welches neben Artworks und Konzeptzeichnungen wichtiger Charaktere auch eine Menge Interviews enthält, sowohl mit mehreren Synchronsprechern, unter anderem Saori Hayami (Finé) und Himika Akaneya (Izetta), als auch mit diversen an der Produktion beteiligten Personen wie Chrakterdesigner BUNBUN.

Insgesamt eine schlichte, aber hübsche Aufmachung, welche aber speziell durch das Booklet mit den vielen Interviews massiv aufgewertet wird. Ich hatte wirklich Freude daran, diese zu lesen, und hab dadurch doch einiges an Details darüber erfahren, wie die Serie entstanden ist und wie die Charaktere zu dem wurden, was sie sind. Ein Hinweis dazu aber: Die Interviews sprechen auch Szenen und Inhalte an, die im zweiten Teil der Handlung passieren und gewisse Dinge vorwegnehmen, daher empfehle ich Erstguckern, diese Interviews erst zu lesen, sobald man die komplette Serie gesehen hat!

Fine im Zug Izetta, die letzte Hexe Volume 1 Blu-ray mit Extras

Inhalt der Serie:

Izetta, die letzte Hexe“ ist ein Original-Anime und besitzt keine Vorlage. Die Handlung setzt im Jahre 1940 in einer fiktiven Version Europas ein, in der das Kaiserreich Germania seine Nachbarstaaten überfallen hatte. Das in den Zentralalpen gelegene Herzogtum Eylstadt wird zum nächsten Ziel der Invasion. Die junge Prinzessin Ortfiné Fredericka von Eylstadt, die von ihren engen Vertrauen nur Finé genannt wird, begibt sich auf eine diplomatische Mission, um Unterstützung von den Alliierten zu erhalten, wird jedoch vom Militär Germanias gefangen genommen und soll in die germanische Hauptstadt Neu-Berlin gebracht werden. Auf dem Luftweg dahin erwacht jedoch Izetta, die letzte noch lebende Hexe, aus ihrem mechanischem Sarg und kann der Prinzessin so das Leben retten. Fortan wird Izetta die Superwaffe von Eylstadt, um dem immer wieder vorrückenden Feind Einhalt zu gebieten.

In meinen Augen ist die Prinzessin für die Handlung sogar eine wichtigere Figur als die namengebende Hexe, ist Finé doch diejenige, für die Izetta kämpfen will. Finé ist trotz ihres jungen Alters eine fähige Politikerin und eine echte Anführerin, die alles für ihr Volk tun würde. Trotzdem scheint manchmal das junge, liebenswerte Mädchen in ihr durch, und gerade das ist wohl ihre wahre Natur, die sie hinter der Fassade der Prinzessin zu verstecken versucht. Izetta hingegen ist aufgrund schlechter Erfahrungen aus ihrer Kindheit stark verunsichert und hat ein äußerst geringes Selbstwertgefühl. Als Hexe hat Izetta die Fähigkeit Objekte fliegen zu lassen und nutzt statt eines Besens lieber eine Panzerbüchse als Vehikel – damit kann sie es sogar mit einer ganzen Flotte von Abfangjägern aufnehmen. Ihre Kraft ist jedoch nicht unerschöpflich, was sich auch in der Geschichte schnell bemerkbar macht. Sie hat aufgrund ihrer Persönlichkeit eigentlich keinen Platz in einem Krieg, würde jedoch alles für die Prinzessin tun, selbst wenn diese Izettas Hilfe zu Beginn völlig ablehnt, aus Angst ihr könnte etwas zustoßen.

Neben Izetta und Finé haben auch diverse Nebencharaktere interessante und teils tragende Rollen. Erwähnenswert sind beispielsweise Bianca, die Teil der persönlichen Leibgarde der Prinzessin ist, und auch Sieghard Müller auf Eylstadts Seite sowie Arnold Bergmann Germanias, die die Top-Berater der jeweiligen Staatsoberhäupter sind. Obwohl beide nur Nebencharaktere sind, haben sie alle ihre Momente und sind perfekt in die Handlung eingepasst. Auch werden vereinzelt Einzelschicksale von Soldaten und dem Umfeld der Hauptcharaktere beleuchtet, was in einem Krieg leider zu oft in einer Tragödie enden kann.

Die Serie wird bei uns als Actiondrama geführt, was auch definitiv zutrifft. Wenn man etwas weiter ausholt, kann man die Serie als „Magical-Girl-Anime im zweiten Weltkrieg“ bezeichnen, mit allen positiven wie negativen Aspekten des Genres. Dieses „Was wäre wenn?“-Szenario war einer der Punkte, den die Produzenten mit der Serie rüberbringen wollten. Die Handlung lebt zwar in erster Linie von den beiden Hauptcharakteren Izetta und Finé, jedoch werden auch immer wieder die Schrecken eines echten Weltkriegs gezeigt. Dazu gehört neben Tod, Trauer und einer detaillierten Darstellung von realem Kriegsmaterial – prominent zu sehen sind beispielsweise eine Junkers Ju 52 in Folge 1 und die als „Stuka“ bekannten deutschen Kampfbomber – auch weitgehend realitätsnah umgesetzte Militärkleidung der Wehrmacht, jedoch mit verfremdeten Insignien (statt Hakenkreuzen), geänderten Grußformeln („Sieg Reich“) und auch fiktiven Namen der beteiligten Staaten. Da die Handlung zwar in einer fiktiven Welt, aber angelehnt an Europa während des zweiten Weltkriegs stattfindet, sind diese Verfremdungen in meinen Augen absolut legitim und eine gute Sache, auch wenn der ein oder andere Purist da vermutlich wieder mit den Augen rollen wird.

Insgesamt halte ich die Handlung für äußerst gelungen und nachvollziehbar umgesetzt, wenn auch an einigen Stellen etwas idealisiert dargestellt und oftmals ein wenig vorhersehbar. Die Liebe zwischen Finé und Izetta driftet zum Glück kaum in Richtung Yuri ab, sondern ist eine innige Freundschaft, die speziell bei Izetta auf tiefer Dankbarkeit basiert und beiden ist anzumerken, wie wichtig die jeweils andere für sie ist. Neben den eigentlichen Kämpfen und den daraus folgenden Dramen wird die Handlung zwischenzeitlich immer mal wieder durch Slice-Of-Life-Elemente aufgelockert, die aber immer nur kurz anhalten und nie überhandnehmen. Durch die relativ hohe Zahl an wichtigen Charakteren werden zwar auch die einen oder anderen Anime-Klischees erfüllt, aber zu viele Innovationen hätte die Story vermutlich auch nicht hergegeben, liegt der fiktiven Handlung ja doch ein realer Konflikt zugrunde.

Fine im Zug Izetta auf ihrer Panzerbüchse
© Izetta Production Committee © 2020 Crunchyroll SA

Technische Umsetzung:

Der Anime entstand 2016 beim Studio AJIADO und sieht dem relativ jungen Alter entsprechend gut aus. Das Charakterdesign ist modern und die Optik zeitgemäß. Speziell bei den Luftkämpfen mit schnellen Bildwechseln und vielen Effekten wie Explosionen nutzt der Anime sein Potential, sehen diese doch sehr ansehnlich und realistisch aus, sofern man das bei einer fliegenden Hexe so bezeichnen kann. Apropos Realismus: Bei der Darstellung von Kampfgeräten hat man sich viel Mühe gegeben. Wie bereits erwähnt sind viele Sachen originalgetreu gezeichnet, seien es Flugzeuge, Schiffe oder auch Waffen. Man hat definitiv auf Details der Darstellung geachtet. Auch Abseits der Kämpfe bietet der Anime was fürs Auge und ich rede nicht von Ecchi-Szenen, die im Anime glücklicherweise so gut wie nie vorkommen. Die Darstellung der Welt ist äußerst hübsch, seien es die Alpen oder die fiktive Hauptstadt von Elystadt. An den Animationen gibt es nichts zu bemängeln.

Die deutsche Blu-ray-Veröffentlichung bietet den Anime in perfekter Full-HD-Auflösung, ich hab keine Mängel am Bild feststellen können. Soundtechnisch sind beide Sprachfassungen nur in 2.0-Stereo verfügbar. Eine Surround-Umsetzung wäre schön gewesen, speziell bei Luftkämpfen hätte das sicher cool geklungen, ist aber nur ein kleiner Abstrich und den Interviews im beiliegenden Booklet lässt sich entnehmen, dass eine 5.1-Umsetzung für eine hypothetische Kinofortsetzung oder Neuauflage durchaus angedacht war. Erwähnenswert ist das Interview mit Tonregisseur Yukio Nagasaki auch im Bezug auf die Umsetzung der Flugzeugsounds: Man hat wohl echte Aufnahmen von Flugzeugen aus Zeiten des zweiten Weltkriegs auftreiben können und diese im Anime verarbeitet. Als jemand, der persönlich öfter mal auf Flugplätzen unterwegs ist und hin und wieder auch Flugshows und Flugtage besucht hat, würde ich mir das Urteil einer äußerst gelungenen Umsetzung erlauben. Alles in allem gibt es auch am Ton absolut nichts zu bemängeln, eben mit dem klitzekleinen Wermutstropfens, dass es nur Stereosound gibt.

Technische Daten (Blu-ray, Volume 1)

Episoden:6 (von 12)
Länge:ca. 150 Min. (25 min pro Folge)
Verpackung:
Standard-Amaray mit Wendecover im Pappschuber
Tonformat:Deutsch: Dolby-Digital 2.0 (48 kHz, 640 kbps)
Japanisch: Dolby-Digital 2.0 (48 kHz, 640 kbps)
Bildformat:
1920 × 1080 (16:9), 23,976 fps
Videobitrate
Ø 17.5 Mb/s
Extras:56-seitiges Booklet
Clean Opening und Ending
Trailer anderer Titel
FSK:Ab 12 Jahren

Die Serie erschient auch – inhaltlich identisch – auf DVD.



Qualität der deutschen Fassung:

Obwohl ich bevorzugt O-Ton mit Untertiteln gucke, kann ich hier doch mal eine Lanze für die deutsche Synchronfassung brechen: Diese ist in meinen Augen (oder besser Ohren) sehr gut gelungen. Mag vielleicht daran liegen, dass die Story tatsächlich in einer deutschsprachigen Region angesiedelt ist, aber ich habe in keiner der sechs Episoden je das Gefühl gehabt, dass die deutsche Fassung irgendwelche Aspekte der Geschichte oder der Gefühle außen vor lassen würde oder nicht nachvollziehbar genug rüberbringt. Die Besetzung von Finé mit Lea Kalbhenn ist perfekt getroffen, sie bringt sowohl die stolze Hoheit realistisch rüber, als auch das junge Mädchen, welches sich um ihre Freundin und ihr Volk sorgt. An Izettas Stimme, die ihr von Eleni Möller geliehen wird, konnte ich mich hingegen nicht sofort gewöhnen. In den ersten beiden Folgen hat mir etwas das Feingefühl für den Charakter gefehlt, was sich aber mit der Zeit gelegt hat und auch die junge Hexe hat damit eine angenehm passende Sprecherin erhalten, die Izettas oftmals unsicheres Auftreten ziemlich gut umgesetzt hat. Ebenso wurden die Stimmen der Nebencharaktere gut getroffen, ich mochte speziell Diana Gantner als exzentrische Dame Elvira Friedmann, hier gefällt mir sogar die deutsche Stimme besser als das Original. Erwähnen muss ich auch unbedingt das Ende der dritten Episode, in der auch in der japanischen Originalvertonung die fiktive Nationalhymne von Eylstadt auf Deutsch gesungen wird. Im O-Ton klingt das natürlich alles andere als perfekt, auch wenn man sich da schon um korrekte Grammatik bemüht hat. Der Männerchor in der deutschen Vertonung verpasste mir hingegen tatsächlich Gänsehaut. Allgemein hat man sich mit der Synchronfassung sehr gut an die Situation angepasst, so hat die Dialogregie gute Arbeit bei der Ausdrucksweise geleistet, sei es bei den politischen Gesprächen der jeweiligen Obrigkeiten oder den einfachen Plaudereien abseits des harten Alltags. Ein dickes Lob also an die Arbeit von Stutt i/O Synchron Stuttgart und die beteiligten Synchronsprecher!

Die deutschen Untertitel entsprechen denen der Crunchyroll-Streams und sind an die japanische Fassung angelehnt. Die deutsche Vertonung ändert ab und an einige Kleinigkeiten für ein sinnvolleres gesprochenes Deutsch, ist aber weiterhin ähnlich zum Inhalt der Untertitel – ich hab keine groben Abweichungen feststellen können.

Luftkampf Izetta gegen Panzer
Stadt in den Alpen Fine mit ernster Miene
© Izetta Production Committee © 2020 Crunchyroll SA

Fazit:

Izetta“ ist ein gelungener Anime, dessen fiktive Handlung in einem realen Konflikt glaubhaft dargestellt wird. Es ist bei weitem kein Meisterwerk, dazu fehlt speziell bei den einzelnen Charakteren eine gewisse Eigenständigkeit, auch wenn die meisten von ihnen sehr sympathisch rüberkommen. Die gängigen Klischees und Anime-typischen Charaktertypen kommen auch bei Izetta zum Tragen, was dem Anime aber gut zu Gesicht steht. Inhaltlich überwiegt vor allem das Drama um den Krieg und das Herzogtum, die zwischenzeitlichen SoL-Abschnitte wirken trotzdem nicht deplatziert.
Die deutsche Veröffentlichung von Kazé macht im Grunde auch alles richtig. Durch sechs Episoden pro Volume und eine sehr gut gelungene deutsche Vertonung sind die 45 € für ein Volume zwar kein Schnäppchen, jedoch ein angemessener Preis. Besonders das Booklet mit Infos und Interviews ist ein klasse Bonus für Fans der Serie und liefert eine Fülle an Zusatzinfos, an die man sonst vermutlich nur schwer herankommen würde. Alles in allem kann ich eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.

Das erste Volume von „Izetta, die letzte Hexe“ erschien am 21. September im Versand- und Einzelhandel, Volume 2 ist für den 21. November angekündigt. Wir danken Kazé für das kostenlose Rezensionsexemplar.

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Comments (1)

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#1
jetzt hast du mich neugierig gemacht. Ich wollte eigentlich nicht reinsehen, wobei mir Tanjs recht gut gefallen hatte - lag wohl an der Synchronstimme.
.. die Behauptung mit ..rothaarig.. und .. Vitrine.. wird dir keiner ohne Beweisfoto glauben ;-)
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